Am Rande des Bregenzerwaldes, wo sich Fuchs, Hase und vierhundert Einwohner gute Nacht sagen, gibt es Bauernhöfe, Wirtshäuser, zwei Kleinwohnanlagen, eine Kirche, eine Volksschule, einen Babylift und einen Schlepplift. Der ist einen Kilometer lang: eine Abfahrt links, eine Abfahrt rechts, macht insgesamt zwei Pistenkilometer. Schneekanone gibt es keine. Ein Grund, die Anlage abzureißen? Im Gegenteil.
Nach zwei besonders traumhaften Wintern mit viel Schnee investierte die Liftgesellschaft im November 2019 in einen elektrischen Antrieb. Vorbei die Zeiten, in denen Kindern vom Dieselgeruch schon am Parkplatz schlecht wurde. Ich weiß, worüber ich schreibe. Ich verbrachte hier viele Sonntage. Wenn ich am Montag in der Schule gefragt wurde, wo ich gewesen sei, reckte ich hochnäsig meinen Kopf, sagte: „Skifahren in Sibratsgfäll“, und kam mir ganz besonders vor. „Dort ist es am schönsten. Man muss nicht anstehen und alle können tun, was sie wollen. Mein Papa geht langlaufen. Meine Mama geht spazieren. Meine große Schwester ist in der Pubertät.“ Meine kleine Schwester und ich fuhren Ski. Verloren gehen konnten wir nicht.
Endlose Pistenkilometer. Jede Abfahrt war neu. Jede Auffahrt auch. Dieser verflixte Lift! Der kostete uns vielleicht Nerven! An manchen Stellen hob er uns hoch, was sich schrecklich anfühlte. Schreiend klammerten wir uns an den Bügel und fielen oben erleichtert in den Schnee. Vierzig Jahre später erfahre ich von Reinhold Walser, dass das an der kurzen Seilführung lag und weil wir zu leicht waren. Ein Liftmann musste uns den Bügel geben.
1991 wurde auf lange Seilführung umgestellt. Hätten die das nicht früher machen können? Reinhold Walser arbeitete in einer Textilfirma in Dornbirn, war „nebenbei“ von 1979 bis 2010 Bürgermeister von Sibratsgfäll und führte ein stressiges Doppelleben. Mit dem Lift ist er eng verbunden. Als Jugendliche halfen er und sein Bruder beim Bau mit, weil der Vater im Gemeinderat war. Das war Anfang der 1960er Jahre. Lange wurde diskutiert, wo der Lift stehen sollte. Man entschied sich für einen schneesicheren Hang unterhalb des Dorfes und gründete eine Liftgesellschaft. Der erste Lift weit und breit. Hochhäderich, Balderschwang und Schetteregg kamen später.