Die Bizauer Kirchenglocke läutet zur Mitternacht. Menschen drängen ins Dunkel der Kirche. Immer mehr. Viele müssen stehen. Am Steinboden flackern Kerzen. In die Stille ertönt ein mächtiger Ruf. Evelyn Fink-Mennel singt Vokale in ein hölzernes Milchsieb, das sie wie einen Trichter verwendet. So wie damals eine Bäuerin, die ihren Mann auf dem Feld ruft, weil die Kuh kalbt. Er kennt ihr Signal und eilt nach Hause. Jodeln diente der Kommunikation. Seit es Traktoren gibt, hört man das Jodeln auf dem Feld nicht mehr. Heute erkennt der Bauer das Signal seiner Frau am Klingelton seines Handys.
Die Volksmusikforscherin Evelyn Fink-Mennel sorgt dafür, dass im Bregenzerwald trotzdem gejodelt wird. Ihre Kurse sind ausgebucht, oft von Managern, die, statt einen Rhetorikkurs zu besuchen, lieber zwei Tage am Sonderdach singen, nachts unter Sternen und dazu guten Wein trinken.